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BJØRN DÆHLIE im Interview

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BJØRN DÆHLIE im Interview

„FISCHER WAR EIN TEIL MEINES ERFOLGS.”

Mit acht Goldmedaillen und vier Silbermedaillen zählt Bjørn Dæhlie zu den erfolgreichsten Langläufern in der Geschichte der Olympischen Spiele. Darüber hinaus holte der Norweger in den 1990er-Jahren noch neun WM-Goldene und sechs Siege im Gesamtweltcup. Mit Fischer hatte und hat Daehlie eine sehr enge Verbindung: „Ich war immer willkommen und konnte immer mit allen Mitarbeitern reden – von ganz oben bis ganz unten. Fischer war wirklich ein Teil meines Erfolgs.“

Wann hast du mit dem Langlaufen begonnen?

Meine Eltern haben mir gesagt, dass sie mich zum Langlaufen mitgenommen haben, als ich drei Jahre alt war. Ich habe ein rotes Paar Holzski bekommen. Meine Eltern machten keine sehr weiten Ausflüge, aber wir waren mit den Ski den ganzen Tag draußen in der Natur. Wir sind oft auch mit den Ski gesprungen. So habe ich mit dem Skispringen angefangen. Mit zehn, zwölf Jahren habe ich auch Wettkämpfe im Skispringen bestritten – aber mit wirklich schlechten Ergebnissen.

Und wann hast du dann richtig mit dem Langlaufen und dem Rennsport angefangen?

Als ich so zwölf Jahre alt war, sind wir oft mit den Ski zur Schule gegangen. Auch in der Schule gingen wir sehr oft langlaufen. Und so haben meine Freunde und ich begonnen, Wettkämpfe zu bestreiten. Ich habe dann mit der Nordischen Kombination angefangen, weil ich ja schon Skispringer war. Aber auch dabei war ich echt schlecht und deshalb habe ich mit 15 Jahren beschlossen, dass ich nur mehr das Langlaufen mache.

Du hast also ziemlich spät mit dem Langlaufen begonnen?

Ich war in einem Klub mit dem sehr bekannten Langläufer Lars Erik Eriksen. Als ich 16 Jahre alt war, habe ich mit ihm trainiert. Er war im Nationalteam und ich habe mit ihm wirklich hart trainiert. Ich wurde schnell besser, aber ich war kein Gewinner. Vor meinem letzten Jahr bei den Junioren konnte ich nie gewinnen. Dann war ich 19 und ich war – glaube ich – der jüngste Norweger, der das 50-Kilometer-Rennen am Holmenkollen bestritten hat. Als 19-jähriger Junge … Ich habe beim Skiverband angefragt, ob ich beim 50-Kilometer-Rennen starten darf, wenn ich das Junioren-Rennen mit mehr als 30 Sekunden Vorsprung gewinne. Sie haben zugestimmt. Ich habe mit 33 Sekunden Vorsprung gewonnen und durfte starten.

Am Tag vor dem 50-Kilometer-Rennen gab es also auch ein Junioren-Rennen?

Ja, ein internationales Rennen für die Besten aus allen Ländern. Das erste Rennen, das ich gewonnen hatte, fand eine Woche davor in Finnland statt. Ich habe also mit 19 Jahren mein erstes Rennen gewonnen. Ein Jahr später war ich dann schon bei den Profis und ich hatte natürlich eine Menge Probleme. Als ich im Dezember 1987 nach Davos kam, lief ich dort mein zweites Rennen. Auch Juha Mieto war mit dabei. Für ihn war es das letzte Rennen in Davos.

Wann bist du zu Fischer gekommen?

Ich bin immer mit Fischer gelaufen. Ich erinnere mich, dass Gerhard Thaller über Lars Erik Eriksen von mir gehört hatte. Meinen ersten Vertrag mit Fischer habe ich mit Odd Martinsen von Finor gemacht, als ich 18 Jahre alt war.

„ICH HABE MEIN LANGLAUFEN IMMER ÜBER DIE VERBINDUNG ZUM MATERIAL, BESONDERS ZU DEN SKI, DEFINIERT.”

 

Hattet ihr harte Diskussionen?

Nein. Ich glaube, ich habe damals 8.000 Norwegische Kronen bekommen und einige Ski aus Ried. Aber sehr bald hat mich das internationale Service-Team von Fischer kontaktiert. Da war ich 19 oder 20. Ab diesem Zeitpunkt waren Gerhard Thaller und später Franz Gattermann für mein Skiservice zuständig. Gerhard führte auch die Verhandlungen. Ich erinnere mich an mein erstes Rennen in Davos. Gerhard sagte zu mir: „Björn, es ist sehr wichtig, dass du mit einem der wichtigsten Händler Europas sprichst, mit Sport Hofmänner. Wir müssen gemeinsam zu ihnen gehen.“ Das war das erste Mal, dass ich mit Andy Hofmänner gesprochen habe – in seinem Geschäft. Fischer war für mich sehr wichtig. Der Kontakt zwischen Rennläufer und der Firma war sehr stark. Ich glaube, auf diesem persönlichen Level war das stärker als heute. Wir hatten zu dieser Zeit keine professionellen Wachs-Teams im Nationalteam. Das bedeutete, dass wir viel intensiver über die Skipräparierung reden mussten. Ich erinnere mich, dass es sogar am höchsten Level, im Weltcup, folgendermaßen ablief: Gerhard machte für mich ein Paar für den klassischen Bewerb. Gerhard präparierte ein Paar für mich, wachste alles und ich machte auch ein Paar – das war die ganze Hilfe, die wir hatten. Ich wachste selbst sehr viel, besonders mit Klister-Wachs. Zu dieser Zeit waren die besten Rennläufer auch die besten Wachser. Sie konnten alles selbst machen.

Ist  das  heute  nicht  genau  das Gegenteil?

So ist es. Frage die besten Athleten und du wirst es sehen … Ich weiß nicht, welchen Kontakt die Athleten heute zu Fischer haben, aber ich kannte sehr viele Leute, weil ich oft in Ried war und dort mit den Leuten gesprochen habe. Ich war in der Produktion und habe dort mit vielen gesprochen. Ich habe auch viel mit Gerhard und der Entwicklungsabteilung diskutiert. Ich habe das Gefühl, dass wir damals eine sehr enge und spezielle Beziehung hatten. Um 1992 herum hat sich das ein bisschen geändert, als sich das Schleifen des Belags mehr und mehr verbreitete. Diese Arbeit wurde von den Nationalteams erledigt. Aber ich habe mein Langlaufen immer über die Verbindung zum Material, besonders zu den Ski, definiert. Jeden Frühling habe ich mir neue Ziele gesetzt, um erfolgreich zu sein. Die Ausrüstung spielte dabei immer eine große Rolle. Selbst wenn ich so schnell lief, wie ich konnte, oder noch so viel trainierte – ohne das richtige Material konnte ich nicht gewinnen. Deshalb war es besonders wichtig, das neueste und beste Skimodell zu haben und auch der Firma Feedback zu geben. Zusammen mit ein paar Rennläufern wie Vegard Ulvang haben wir Langlaufski entwickelt. Ich glaube, dass wir deshalb damals für jene, die die Ski bei Fischer entwickelt haben, wichtig waren.

 Wer war dein Idol im Langlaufen? Hast du jemanden bewundert?

Natürlich die Norweger. Aber in den 1980er-Jahren gab es auch Gunde Svan und andere Schweden wie Torgny Mogren. Auf Gunde Svan habe ich echt aufgeschaut, aber ich habe ihn nie kennengelernt. Ich glaube nicht, dass er wusste, wer ich war. Auch nicht als ich ihn 1991 bei der Weltmeisterschaft in Val di Fiemme geschlagen hatte – das war mein erster WM-Sieg. Er ist Zweiter geworden. Vielleicht hatte er meinen Namen schon gehört, aber mehr schon nicht. Thomas Wassberg war ein weiteres Idol für mich. Er war auch bei Fischer. Ich sprach sehr viel mit ihm und er gab mir immer ein paar Tipps.

Gab es auch Idole in anderen Sportarten?

Ich war so fokussiert auf den Wintersport und das Langlaufen. Ich habe mir natürlich auch andere Sportarten angesehen, aber wichtig war für mich nur das Langlaufen.

Welchen Stil magst du heute mehr – Klassisch oder Skating?

In den ersten Jahren bin ich natürlich nur Klassisch gelaufen. Als ich 16, 17 war, kam das Skating auf und ich wusste, dass ich das auch machen muss, dass ich im Skating Wettkämpfe bestreiten muss. Das war einfach gar keine Diskussion. Zu dieser Zeit konnte ich gar nicht sagen, ob ich im Skating oder Klassisch schneller war. Aber ich habe sehr viel trainiert, ganz besonders Krafttraining und die Simulation von Bewegungen für das Skating. Im Sommer habe ich jeden zweiten Tag Skating-Training gemacht – auch mit Skiroller. Ich bin auch viel gelaufen – das war meine wichtigste Strategie, um ein besserer Skiläufer zu sein. Ich machte auch viel Ausdauertraining. Ich lief viel, auch viele Bergläufe. Ich habe versucht, keine lange Pause zu haben von den letzten Rennen im April bis zum Start der Langlauf-Wettkämpfe im November. Ich machte im Sommer sehr viel, um meine Kondition hoch zu halten.

Hast du deinen Trainingsplan selbst entwickelt oder hat dir dabei wer geholfen?

Ich habe gesehen, was die anderen machen. Und wir haben meinen Trainingsplan im Nationalteam diskutiert. Ich habe Ratschläge bekommen für mein wöchentliches oder monatliches Trainingspensum, aber ansonsten habe ich das ganze Programm von Woche zu Woche selbst gestaltet. Ich habe sehr viel und sehr hart trainiert. Wenn ich dann in Trainingscamps der Nationalmannschaft war, hatte ich das Gefühl, dass das ein bisschen wenig war im Vergleich zu dem, was ich selbst zuhause tat. Deshalb war dieses Training dann einfach für mich … Die Russen zum Beispiel haben in ihren Trainingscamps sehr viel trainiert. Aber dann waren sie zwei Wochen oder länger zuhause. Eine Woche lang haben sie gar nicht trainiert. Dann waren sie wieder für ein paar Wochen im Trainingscamp und haben wieder hart trainiert. Das war also ganz anders, als ich es gemacht habe.

Was waren die Höhepunkte in deiner Karriere?

Die Olympischen Spiele zuhause in Norwegen. Die waren wirklich fantastisch. Dort zu gewinnen, mit all den Zusehern, war wirklich toll. Wir haben 1988 die Nachricht bekommen, dass wir vermutlich 1994 Gastgeber der Olympischen Spiele sein werden. Diese sechs Jahre waren meine besten als junger Rennläufer. Die Entwicklung im Norwegischen Skiverband, alles wurde professioneller. Es war eine große Veränderung im Sport. Wir konnten auf der ganzen Welt Trainingscamps abhalten, wir hatten Leute für das Wachsen und so weiter. Der ganze Sport wurde professioneller.

Was ist dir sonst aus dieser Zeit noch in Erinnerung?

Die Freundschaft und die Spannung am Start jedes Rennens. Du hast dich aufgewärmt, hast die Ski getestet, hast dir über alles Mögliche Gedanken gemacht, und ich war so nervös. Und wenn ich dann erfolgreich war, war es natürlich ein fantastisches Gefühl.

Wann und warum hast du mit dem Rennsport aufgehört?

Ich hatte im Sommer 1999 eine Rückenverletzung. Ich bin mit den Skiroller gestürzt und habe gemerkt, dass es nicht mehr zu 100 Prozent gut wird. Ich konnte den Winter 1999/2000 nicht langlaufen. Im Frühling 2000 habe ich dann entschieden, meine Karriere als Rennläufer zu beenden.

War das die schlimmste Erfahrung in deiner Karriere?

Ich war 32 und hatte natürlich andere Träume im Leben. Ich hatte zwei Kinder. Ich hatte nie Probleme mit dem Training. Ich habe viel trainiert, habe es geliebt und trainiere nach wie vor gerne. Es gab aber andere Dinge auch noch im Leben. Es waren also mehrere Gründe.

Was hat sich im Rennsport außer dem Skiservice noch geändert?

Ich habe ein Paar Klisterski von 1997, mit denen Petter Northug olympisches Gold holen könnte. Das ist „mein Ski“ für Klister- Konditionen. Sie sind extrem schnell. Die Änderungen im Skating waren enorm. Jetzt sind die Skatingski um vieles besser, genauso die Klassikski. Es gab viele Veränderungen in der Ausrüstung und auch der Sport hat sich verändert. Ich habe das erste Sprint-Rennen in Schweden gewonnen, ein Weltcup-Sprint-Rennen. Das Sprint-Rennen entstand im Norden Finnlands und Schweden aus der Idee heraus, wie man Rennen starten oder abwickeln könnte. Nach dem Weltcup in März und April machten wir rund 20 Sprint-Rennen in Kuusamo, Kirkenes, Tromsö, Kiruna – es waren dort sehr viele Zuseher dabei. Ich habe dann mit Odd Martinsen gesprochen und ich war auch bei den Diskussionen über diese Änderungen mit der FIS dabei. Ich erinnere mich an eine Katastrophe, an der man gut sieht, wie groß die Änderungen durch die FIS waren und dass sie auf die Konsequenzen durch diese Änderungen bei der Pistenpräparierung nicht vorbereitet waren. Es war das erste Weltcup-Rennen, ich glaube 1989. Es gab den Massenstart in Kastelruth. Der Start war auf einem großen Feld auf der Seiser Alm, aber die Strecke führte nach etwa einem Kilometer in den Wald. Im Wald verengte sich die Strecke auf drei oder vier Meter. Es waren mehr als 120 Teilnehmer am Start. Alle waren ziemlich aggressiv. Es endete in einer schlimmen Situation. Einige Rennläufer haben ihre Ski genommen und sind durch den Wald gerannt. Sie wurden natürlich disqualifiziert. Aber das Rennen wurde nicht annulliert.

Hast du von deinen Siegen noch Ski zuhause?

Ja, habe ich. Die meisten Ski habe ich mit Odd Martinsen geteilt. Er hat einen Ski bekommen und ich den anderen. Er hat ein privates Skimuseum. Aber das eine Paar unbeschreiblich schneller Klassikski (siehe oben), das ich nur zwei, drei Mal benützt habe, hätte ich gerne wieder. Ich bin mit ihnen das 10-Kilometer-Rennen bei der WM in Trondheim gelaufen. Es ist eine verrückte Theorie, aber ich würde sie mit den besten Ski von Peter Northug gerne mal vergleichen. Diese Ski würden mir eine Menge Spaß machen.

Was waren deine Stärken und Schwächen als Rennsportler?

Es hat meine ganze Karriere gedauert, um zu verstehen, wie lange 50 Kilometer sind. Die langen Rennen habe ich immer zu hart begonnen, dann bin ich kollabiert – das war meine Schwäche. Ich habe mich selbst immer ein bisschen zu sehr angetrieben. Meine Stärken? Ich war mental sehr stark und ich war wirklich gut bei den Strecken bis zehn, 15 Kilometer. Wenn ich in Normalform war, wusste ich, dass ich alle meine Konkurrenten schlagen konnte oder ihnen zumindest sehr nahe kommen konnte. Das war meine größte Stärke. Wenn ich mein tägliches Training durchzog, fühlte ich mich stark und hatte die Situation gut unter Kontrolle. Ich wusste, was zehn Kilometer bedeuten – 24 Minuten volle Power. Ich habe das 100 Mal oder öfter gemacht. Aber bei 30 oder 50 Kilometern hatte ich wirklich große Probleme, die richtige Geschwindigkeit zu finden. Ich fühlte mich chancenlos, wenn ich bei 20 von 30 Kilometern Vegard Ulvang noch nicht geschlagen hatte. Ich wusste, er ist die letzten Kilometer stark – so wie andere auch. Ich war in langen Rennen am Schluss aber nicht stark.

Wie war das Image von Fischer zur damaligen Zeit und wie ist es heute?

Fischer war schon ein starkes Unternehmen, als ich ein Rennläufer war. Wir wurden von Fischer immer zu Gesprächen eingeladen, Vegard Ulvang und ich. Wir bekamen von Fischer die beste Unterstützung. Ich bin vom Unternehmen noch immer beeindruckt und verfolge Fischer nach wie vor sehr intensiv. Ich glaube, Fischer ist jetzt sogar noch stärker und auch das Image ist sehr gut, ganz besonders im Langlaufen. Fischer hat den Sport auch mitentwickelt. Die Ausrüstung steht immer ganz vorne. Langlaufen war in Norwegen schon immer sehr wichtig. Was sich geändert hat, ist das Langlaufen als ein Volkssport. Die Menschen wissen über das Training Bescheid, vor 20 Jahren wusste keiner etwas darüber. Auch das Wissen über das Wachsen und die Strukturen des Skis ist größer geworden. Heute haben sie in einem normalen, großen Unternehmen in Norwegen Wachs. Die Leute bekommen Zeit zum Langlaufen und vielleicht auch Ski. Und sie lesen im Internet, welche Strukturen sie brauchen. Für die Entwicklung des Sports hat die Industrie einen unglaublich guten Job gemacht. Fischer ist für mich jetzt noch stärker im Langlaufen als früher. Ein Grund dafür ist sicher, dass es nur mehr wenige Firmen gibt. Ich hoffe, dass Fischer seine Arbeit so weiterführt und das Unternehmen immer weiterentwickelt. Ich weiß, dass Fischer das in der Vergangenheit immer gemeinsam mit den Rennläufern gemacht hat. Ich war immer willkommen und konnte