Kostenlose Lieferung ab 100 €
kostenlose Rücksendung 14 Tage
Newsletter Anmeldung
Productfinder
FRANZ KLAMMER IM INTERVIEW

Alpine

FRANZ KLAMMER IM INTERVIEW

„WIR HATTEN FRÜHER BEI EINEM RENNEN FÜNF VERSCHIEDENE SCHNEESORTEN”



Mit seinem Sieg bei der Olympia-Abfahrt in Innsbruck 1976 wird Franz Klammer zum rot-weiß-roten Skikaiser. Fischers legendärer C4-Ski ist mit Klammer ebenso eng verbunden wie der berühmte Lochski, auf dem der Abfahrts-Hero nach Innsbruck weitere große Erfolge einfährt. „Fischer war sehr innovativ und hat sicher den besten Ski gebaut. Fischer war das Maß aller Dinge“, weiß Franz Klammer. „Es war eine super Zeit bei Fischer. Die ganze Situation war etwas Außergewöhnliches.“

Sie haben große Erfolge auf Fischer-Ski gefeiert, darunter ihr legendärer Sieg 1976 bei den Olympischen Spielen in Innsbruck. Welche Erinnerungen haben sie an das Rennen?

Ich war in einem guten Zustand, hatte gut geschlafen. Es war alles so, wie es sein sollte. Nur die Startnummer 15 war nicht so erfreulich, eine niedrigere Nummer wäre mir lieber gewesen. Im Training habe ich als der Führende in der Weltrangliste immer die Nummer eins gehabt. Jetzt hatte ich auf einmal Schläge in der Piste, die ich davor mit der Startnummer eins nie gehabt habe. Gleich bei der ersten Rechtskurve habe ich einen Schlag bekommen und bin mit dem Innenski zum Zaun. Es hat also nicht gut angefangen. Ich bin dann direkter gefahren und wusste, dass ich noch etwas unternehmen musste. Ich habe die Linie geändert. Der untere Teil war dann ziemlich das Beste, was ich jemals gefahren bin. Nach mir waren nicht mehr viele oben, die vorne hineinfahren konnten. Ich war im Ziel unheimlich erleichtert, weil ich selbst erwartet habe, dass ich gewinne. Die Erleichterung war sehr viel größer als mein Jubel.

„ICH HATTE NICHTS GEGEN DEN LOCHSKI, ABER ICH HABE MIT DEM ANDEREN SKI DAVOR SEHR VIEL GEWONNEN. WARUM HÄTTE ICH DESHALB ETWAS ÄNDERN SOLLEN?”

Sie haben bei der Olympia-Abfahrt auf den neuen Lochski verzichtet. Warum haben sie sich damals so entschieden?

Wir haben am Tag vor der Abfahrt dazu einen Disput gehabt. Ich hatte nichts gegen den Lochski, aber ich habe mit dem anderen Ski davor sehr viel gewonnen. Warum hätte ich deshalb etwas ändern sollen? Ich habe mich deshalb dagegen entschieden und von meiner Seite war das auch die richtige Entscheidung. Danach haben wir mit dem Lochski nach und nach angefangen. Die Ski sind sehr gut gegangen und wir waren ziemlich erfolgreich damit.

Gibt es den Siegerski von 1976 noch?

Nein, ich habe auch keine Ahnung, wo dieser Ski ist.

Welche Bedeutung hatte Fischer in ihrer Karriere?

Ich war damals im Kader. Fischer hat mir Ski gegeben, andere Firmen nicht. Fischer war das Maß aller Dinge. Fischer hat verschiedene Strukturen und Beläge gehabt, das war ein Riesenschritt. Vor Fischer hat man das gar nicht gekannt. Fischer war sehr innovativ und hat damals sicher den besten Ski gebaut. Sie waren die ersten, die unterschieden haben zwischen kaltem und warmem Schnee. Fischer war ein Vorreiter. Es war der Ski, den man haben musste. Es war eine super Zeit bei Fischer. Die ganze Situation war etwas Außergewöhnliches.

Das Gleiten war zu Beginn keine Stärke von ihnen. Können sie sich erinnern, wie man bei Fischer versuchte, sie zu einem guten Gleiter zu machen?

Im Gleiten war ich nie der Beste. Ich habe mich aber stark verbessert. Die vielen Skitests bei Fischer haben mir da sehr geholfen. Wir haben sogar mit Lamperl am Ski getestet. Dadurch bin ich ein ganz guter Gleiter geworden. Natürlich waren die vielen Tests auch lästig, aber man kriegt sehr viel, wenn man weiß, wie man den Ski laufen lassen kann.

Welchen Stellenwert nahmen ihre Eltern in ihrer Karriere ein?

Meine Eltern waren sehr wichtig für mich. Obwohl kein Geld da war, haben sie alles getan, damit ich Skifahren kann. Sie haben mir das Letzte, das sie gehabt haben, gegeben.

Wenn sie auf ihre lange Karriere bei Fischer zurückblicken. Was waren neben Olympia-Gold ihre Höhepunkte?

Der erste Sieg war natürlich etwas Spezielles. Auch wie ich Kitzbühel drei Mal hintereinander gewonnen habe. Jeder Sieg ist wichtig – aber Schladming, Kitzbühel und Wengen waren Highlights.

Wie hat sich der Rennlauf in den vergangenen vier Jahrzehnten verändert?

Die Pistenpräparierung hat sich am gravierendsten geändert. Heute haben sie von oben bis unten Kunstschnee. Wir hatten früher bei einem Rennen fünf verschiedene Schneesorten, da musste man sehr viel improvisieren. Die Kurvengeschwindigkeit ist mit heutigem Material extrem. Wir haben damals auch bei Fischer schon Ski mit Taillierung getestet, aber die Ski waren noch zu steif und sie waren deshalb unfahrbar. Die Läufer sind heute athletischer. Auch bei den Schuhen hat sich unheimlich viel getan. Wir sind damals noch mit Ledergamaschen gefahren.

Denken sie noch gerne an ihre Zeit als Rennläufer zurück?

Es war das Schönste, was man machen kann. Was kann es für einen jungen Menschen Schöneres geben als den Sport und wenn man dabei auch noch erfolgreich ist. Die Kameradschaft zu den Leuten im eigenen Team aber auch zu Kollegen aus dem Ausland. Länder zu sehen und zu reisen, Rennen zu fahren. Ich würde es heute noch machen, wenn ich es noch könnte. Es war eine Herausforderung und eine tolle Sache. Ich habe noch viel Kontakt zu Werner Grissmann, Bernhard Russi, Leonhard Stock, zu sehr vielen ehemaligen Läufern.

Sind sie mit dem Rennsport heute auch noch verbunden?

Ich selbst habe mit dem Rennsport gar nichts mehr zu tun. Ich kommentiere und manchmal kritisiere ich in Printmedien das Geschehen. Wenn es sich ausgeht, bin ich in Kitzbühel dabei. Wenn ich in Amerika bin, dann schaue ich in Beaver Creek zu. Viel mehr Zeit habe ich leider nicht, weil ich sehr viel zu tun habe.

Was haben sie nach ihrer Skikarriere gemacht?

Ich bin viele Autorennen gefahren und mache jetzt Werbung für Firmen und den Kärntner Fremdenverkehr. Ich wohne in Wien. Die Kinder fahren Ski, wollen aber nicht rennfahren. Das macht mir auch nichts aus. Wenn sie nicht wollen, ist es mir auch recht.