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TEXTIL & TENNIS
NEUE SPARTEN BEI FISCHER

1972 – 2009

Josef Fischer ist stets auf der Suche nach Alternativen zum Skisport, um das „Sommerloch“ der Skiproduktion stopfen zu können. Seit Anfang der 1970er-Jahre spielt der Firmenchef selbst begeistert Tennis. Er sieht auch die Chance, die Erfahrungen mit Kunststoff und Metall aus der Skientwicklung für den Tennissport nutzen zu können. Diese drei Gründe veranlassen Fischer ab 1972 eigene Tennisschläger zu entwickeln. Bevor 1974 die erste „Matchmaker“-Kollektion präsentiert wird, übernimmt Fischer im Juli 1973 den Rieder Strumpf- und Strickwarenerzeuger Löffler.

Die Übernahme wird anfangs kritisch beurteilt. Der österreichische Textilmarkt steht auf dem Höhepunkt seiner Krise. Die Entwicklung der Tennisschläger ist aber bereits im Gange und vielleicht gelänge es, dies gleich auch mit einer Tennis-Kollektion von Löffler zu verstärken. In der Textilfabrik wird alles umgekrempelt. Nur das finanzielle Engagement von Fischer sichert das Überleben von Löffler. Es wird in neue Maschinen investiert. Löffler startet mit der Produktion von Tennis- und Skisocken. 1974 wird auf der ISPO in München die erste Kollektion für Langlauf präsentiert. Ein Jahr später bringt Löffler die Tennisbekleidung „Matchmaker“ – passend zum Schläger – auf den Markt. Der Skipullover „C4“ rundet das Angebot ab. Innerhalb von zwei Jahren kann sich Löffler als Anbieter von Sportbekleidung etablieren.

Das Thema „funktionelle Sportbekleidung“ geht Löffler 1976 an. Kalte Füße und feuchte Anzüge beim Langlaufen sollen der Vergangenheit angehören. Löffler experimentiert mit dem Material Transtex, einem speziellen Polypropylen, mit dem Schweiß von der Haut nach außen abgeleitet wird. In Kombination mit Baumwolle, die diese Feuchtigkeit aufnimmt, bleibt die Haut trocken und warm. In der Saison 1977/78 rüstet Löffler die russische Langlauf-Nationalmannschaft mit Spezialanzügen aus, deren innere Schicht aus Transtex gestrickt ist. Bei der Nordischen Weltmeisterschaft 1978 in Lahti kommt es zur Bewährungsprobe. Bei extremen Minusgraden zeigen sich die Vorteile von Transtex deutlich. Der Durchbruch ist gelungen. Löffler kann in der Folge Verträge zur Ausstattung einer Reihe von Nationalmannschaften abschließen. Und bis heute steht die Marke Löffler für qualitativ hochwertigste, funktionelle Sportbekleidung.

Beim Tennis geht Fischer ebenfalls neue Wege. Bisher wurden Tennis-Schläger aus Holz hergestellt. Fischers erster Schläger, der „Matchmaker“ aus dem Jahr 1974, ist ein Compound-Schläger mit einer Kunststoff-Alu-Verbundkonstruktion. Nicht nur mit dem neuen Material überrascht Fischer die Tennis-Welt. Fischer-Designer Rudolf Ferch präsentiert einen schwarzen Rahmen, um das neue Material auch optisch hervorzuheben. Die Farbe Schwarz galt im weißen Tennissport fast schon als Tabubruch. Und Fischer setzt noch etwas drauf: Statt der bisher üblichen ovalen Form des Schläger stellt Fischer die „Superform“, eine Art abgerundetes Fünfeck, vor.

Der „Matchmaker“ entwickelt sich zu einem echten Verkaufsschlager. Innerhalb von zwei Jahren verlassen 100.000 Schläger die Rieder Werkshallen. In- und ausländische Spitzenspieler werden verpflichtet. Auch der österreichische Meister Hans Kary spielt ab 1974 mit einem Schläger von Fischer. Bereits 1977 reichen die Produktionskapazitäten in Ried nicht mehr aus, um die steigende Nachfrage befriedigen zu können. In Ried gibt es einen krassen Mangel an Arbeitskräften. Fischer verlagert deshalb die Produktion nach Hollabrunn in der Nähe von Wien. Dort wird bis 1990 produziert, ehe der steigende Kostendruck Fischer dazu zwingt, die Produktion nach Fernost zu verlegen.

In die Siegerlisten von Wimbledon trägt sich der Fischer-Schläger 1978 erstmals ein: Das legendäre südafrikanische Doppel Frew McMillan und Bob Hewitt siegt bei diesem traditionsreichen Turnier. In den Jahren danach vertrauen Tennis-Stars wie Stan Smith, Anders Järryd, Horst Skoff und Carl Uwe Steeb auf die Schläger mit dem Dreieck. Michael Stich gewinnt 1991 mit dem „Vacuum Pro“ den Titel in Wimbledon. 1998 stellt Fischer mit Yevgeny Kafelnikov die Nummer eins der Tennis- Weltrangliste. Der Russe erkämpft im Jahr 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney auch Gold. Zu den letzten großen Aushängeschildern von Fischer zählt der Zypriote Marcos Baghdatis, der vor allem durch seinen Einzug ins Endspiel der Australian Open 2006 in seiner Heimat zu einem Volkshelden wird.

Der Höhepunkt der Tennis-Produktion datiert mit Anfang der 1990er-Jahre, als rund 200.000 Rackets pro Jahr verkauft werden. 2008 sind es noch 80.000 Schläger. Die Business Unit Tennis lässt sich zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr wirtschaftlich führen. Im Juli 2009 verkauft Fischer die Formen und die Patente mit allen Technologien an das deutsche Unternehmen Pacific, das sich mit der Produktion von Tennissaiten einen Namen gemacht hat.

Fischer beschreitet in den 1970er-Jahren mit Funktionsbekleidung von Löffler und einer eigenen Tennis-Kollektion neue Wege. 1972 wird als Dachgesellschaft die „Europa Sport Aktiengesellschaft“ gegründet, in der aber nicht nur die Firmen Fischer und Löffler aufscheinen. Auch Kästle und Dynafit sind Teil dieser Sport AG.

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