Kostenlose Lieferung ab 100 €
kostenlose Rücksendung 14 Tage
Newsletter Anmeldung
Productfinder

VOM ZAUNGAST
ZUM OLYMPIASIEGER

1958 – 1965

Skiweltmeisterschaft 1958 in Bad Gastein. Es ist die Zeit des österreichischen Skiwunderteams, angeführt von Toni Sailer, Anderl Molterer, Josl Rieder und Ernst Hinterseer. Die Helden der Weltmeisterschaft fahren auf Kästle, Kneißl, Dynamic, Atomic. Die Firma Fischer versucht im Ortszentrum durch eine Schaufensterfront und ein nur spärlich besuchtes Kommunikationszentrum auf sich aufmerksam zu machen. Die Skizaren Kneißl und Kästle werden ho ert, genießen die Triumphe ihrer Stars. Josef Fischer junior steht bei den Rennen hinter dem Zaun. Den Abfahrtslauf gewinnt Toni Sailer, er wird von Autogrammjägern fast erdrückt. Auch Josef Fischer hält es nicht mehr. Er versucht den Zaun zu überklettern, wird von Ministerialrat Mader aus dem Unterrichtsministerium dabei aber ertappt. Er ruft einige Polizisten herbei. Josef Fischer, ein Jahrzehnt später Chef der größten Skifabrik der Welt, wird zurückgejagt und unter Strafandrohung angewiesen, die Skipiste zu verlassen.

Auch in Rennläufer- Kreisen genießt der Fischer-Ski keinen guten Ruf. „Ich habe natürlich vorerst regional angefangen in Oberösterreich, doch der Schritt zum Nationalkader ist mir nicht erspart geblieben. Die haben natürlich gelacht und gesagt: ‚Was, in Ried? Ja habt’s denn überhaupt Berge?‘ Die haben mich so richtig ausgespottet und waren nicht im Geringsten bereit, die Skier auch nur zu probieren. Ich habe mich sehr bemüht und einige Nachwuchsleute überzeugen können, aber in den Nationalkader gekommen bin ich eigentlich nicht“, erinnert sich Josef Fischer. Die ersten guten Kontakte mit internationalen Rennläufern knüpfte Fischer 1961. „In Val d’Isère waren die Österreicher gar nicht bereit. Die Deutschen haben unsere Ski dann genommen und haben sie echt getestet. Sie haben sich interessiert und waren sehr sachlich. Es hat einfach keine Emotionen gegeben, woher ich bin und wie ich heiße. Sie haben das Produkt getestet und haben sehr positive Ergebnisse gehabt. Das war der Metallski. Die übrigen österreichischen Hersteller haben damals noch keinen Metallski gehabt. Es hat sich dann herausgestellt, dass dieser Ski im Abfahrtslauf um vier bis fünf Sekunden schneller war. Das war der legendäre ‚Alu Steel‘.“

Fast die gesamte deutsche Mannschaft vertraut auf Fischer-Ski, unter ihnen Fritz Wagnerberger, Willy Bogner, Wolfgang Bartels und Barbara Henneberger. Mit Fritz Wagnerberger gelingt der erste große internationale Erfolg. Der spätere Präsident des Deutschen Skiverbandes siegt im März 1961 bei der traditionsreichen Arlberg- Kandahar-Abfahrt in Mürren. Für den endgültigen Durchbruch von Fischer zur beachteten Rennsport-Marke sorgt aber ein Österreicher: Egon Zimmermann, der Koch vom Arlberg, bestreitet den Riesenslalom bei der Weltmeisterschaft 1962 in Chamonix auf Kästle. Es kommt zu einer Auseinandersetzung mit seinem Betreuer von der Ski rma. Bereits bei der Abfahrt setzt Zimmermann auf Ski von Fischer. Mit dem „Alu Steel“ fährt er zur Bronze-Medaille und holt damit das erste Edelmetall für Fischer bei einer Alpinen Weltmeisterschaft. Wenige Wochen später stehen die Kandahar-Rennen in Sestrière an. Egon Zimmermann meldet sich telefonisch bei Josef Fischer und bittet ihn, ihm Slalomski zur Verfügung zu stellen. Er testet drei Stunden lang den Holzski „S 100“ und entscheidet sich trotz Häme und Spott aus dem eigenen Lager über den „100-Schillingski“, mit diesem Ski zu starten. Egon Zimmermann siegt in Sestrière und schockt damit Schranz, Nenning und Co.

Die Krönung von Fischer als Rennlauf-Marke folgt bei den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck. Egon Zimmermann gewinnt am 30. Jänner 1964 in der Königs-Disziplin Abfahrt die Goldmedaille. Mit seinem „Alu Steel“ überquert der Arlberger mit einer Siegerzeit von 2:18,16 Minuten die Ziellinie. 50.000 begeisterte Zuschauer feiern den österreichischen Sieg. Für Zimmermann ist es der Höhepunkt seiner Karriere, für Fischer das erste Gold bei Olympischen Spielen. Auch Bronze geht im Abfahrtslauf mit dem Deutschen Wolfgang Bartels an Fischer. Die Rieder Skifabrik etabliert sich mit diesen Erfolgen endgültig im Rennsport.

Die Rennlauf-Erfolge bringen positive Auswirkungen im Verkauf. In der Saison 1964/65 werden mehr als 250.000 Paar Ski verkauft. Der Metallski „Alu Steel“ schafft den Durchbruch mit einem Anteil von 40 Prozent. Auch der Export profitiert von den Erfolgen. In Westdeutschland erreicht Fischer 1965 im Vergleich zu 1964 ein Plus von 45 Prozent. Und sogar nach Japan werden nach 330 Paar jetzt 2.000 Paar Fischer-Ski geliefert.

Weitere Stories 1924-1958