Kostenlose Lieferung ab 100 €
kostenlose Rücksendung 14 Tage
Newsletter Anmeldung
Productfinder

FISCHER KRÖNT DEN SKIKÖNIG

1970 – 1976

Fischer setzt auch in den darauffolgenden Jahren Zeichen im Spitzensport und bringt entscheidende Anstöße und die Grundlagen der Organisation für eine moderne Struktur des Leistungssports im österreichischen Skiverband ein. 1971 wird der „Austria Ski Pool“ gegründet. Bei Fischer werden Organigramme und Stellenbeschreibungen entwickelt. Rudolf Jungwirth, damals Abteilungsleiter für Organisation, arbeitet tagelang daran. An der Bar eines Münchner Hotels klagt Ernest Simharl dem Designer Rudolf Ferch, der Skirennsport in Österreich verfüge über kein einprägsames Symbol. Ferch entwirft daraufhin den stilisierten Adler mit dem „A“ für Austria. Auch intern schätzt man den Wert des Rennsports, das Budget für den Rennlauf beträgt zu dieser Zeit rund 13 Millionen Schilling. Anfang der 1970er-Jahre sagt Alfred Sturmberger, Verkaufsleiter und Ehemann von Josef Fischers Schwester Selma, in einem Interview: „Wir möchten den Rennlauf als starkes Werbemedium benützen, weil wir erkennen müssen, dass Rennerfolge sehr, sehr stark helfen können, Verkaufserfolge zu erreichen. Wir haben uns international stark engagiert – wir tun das seit etwa 1970 im internationalen Rennlauf. Wir sehen nach wie vor den Abfahrtslauf als die Krone des Alpinen Skilaufs an und konzentrieren uns deshalb besonders auf den Abfahrtslauf. Wir glauben auch, dass wir bis zur Olympiade 1976 so weit sein müssen, dass wir ... Wobei es jetzt nicht nur ein Österreicher sein muss. Das wäre uns zwar lieber – aber hoffentlich ein Fischer-Fahrer.“

Es sollte ein Fischer-Fahrer werden und auch ein Österreicher. Und dieser Österreicher wird den Abfahrtslauf in den 1970er-Jahren entscheidend prägen: Franz Klammer, der Held der rot-weiß-roten Nation bei den Olympischen Spielen in Innsbruck 1976. Seinen ersten von insgesamt 25 Abfahrts-Erfolgen holt der Kärntner 1973 mit 20 Jahren auf der Planai in Schladming. Das Rennen geht mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,251 km/h als lange Zeit schnellstes Weltcup-Rennen in die Geschichte ein. Klammer dominiert in der Folge die Abfahrtsrennen. In der Saison 1974/75 siegt er acht Mal, in der Olympia-Saison 1975/76 setzt er seinen Siegeszug fort. Auch beim letzten schweren Rennen vor den Spielen auf der Streif in Kitzbühel ist Klammer erfolgreich. Fischer unternimmt in den Jahren vor Innsbruck 1976 alles, um den jungen Rennläufer auch zu einem guten Gleiter zu machen.

Dann der große Tag: 5. Februar 1976 – Olympia-Abfahrt in Innsbruck. Franz Klammer geht aufgrund seiner Erfolge als großer Favorit ins Rennen. Die Voraussetzungen sind aber nicht optimal. „Jahrelang haben wir trainiert, dem Franz das Gleiten beizubringen. Und jetzt, in diesen letzten Jänner-Tagen des Jahres 1976, stehen wir vor einer pickelharten Piste mit ihren vielen Kurven. Oben ein Gleitstück von vierzig Sekunden, dann eine Kurve nach der anderen. Wenn er die Geschwindigkeit nicht mit in das Gleitstück bringt, kann er hier noch so gut auf dem Ski stehen. Das Rennen ist für den Franz nicht zu gewinnen. Das wussten wir, das wusste er. Er hat bei jedem Trainingslauf um die eineinhalb Sekunden verloren“, weiß Hans Stroi.

Alle Skifirmen arbeiten eberhaft daran, ihre Läufer beim olympischen Abfahrtslauf mit dem bestmöglichen Material auszustatten. Josef Fischer bestätigt, bei der Abfahrt einen ganz neuen Ski einsetzen zu wollen. Bald ist das Geheimnis gelüftet: Es ist ein Ski mit einem Loch in der Schaufel. Franz Klammer wird ihn fahren und damit vielleicht doch noch die fehlenden Zehntelsekunden herausholen können. Dieser später legendäre Lochski hat physikalische Vorteile: Jeder Ski ist auf einer Abfahrt Tausenden Schlägen ausgesetzt, die auf die Skispitze einwirken. Je kleiner das Gewicht der Skispitze ist, desto geringer sind die Auswirkungen der Schläge auf Ski und Körper. Und dementsprechend geringer ist auch der Zeitverlust. In Dutzenden Testfahrten überzeugt sich Franz Klammer, dass der Lochski schneller ist. Doch Klammer zögert, ihn bei der Olympia-Abfahrt anzuschnallen. Was ist, wenn das Loch einfädeln sollte, was, wenn es katastrophal hinderlich sein sollte? Klammer verzichtet auf die Neu-Entwicklung.

Das Rennen, in das Fischer Millionen Schilling investiert hat, beginnt. Vor 60.000 Zuschauern stellt Klammers Konkurrent Bernhard Russi aus der Schweiz, Olympiasieger von 1972, Bestzeit auf. Franz Klammer startet mit Nummer 15 um 12.45 Uhr. Im oberen Streckenteil holt er sich vier Zehntelsekunden Vorsprung. Während er im Mittelteil bei den Trainingsläufen eineinhalb Sekunden auf die Sollzeit verlor, kann er im Rennen den Rückstand auf sieben Zehntel reduzieren. Dann aber wirbelt er durch die Luft. Toni Sailer, der Coach, schreit ins Funkgerät: „Aus, der Franz ist weg!“ Aber Klammer stürzt nicht, fährt haarscharf ins Tor, gewinnt durch die Rückenlage an Tempo und kann den Schwung mitnehmen. Er ist mit einer Zeit von 1:45,73 Minuten vor Bernhard Russi im Ziel. Klammer wird durch seinen Husarenritt zum Skikönig und zum Helden der Nation. Die Goldmedaille gibt ihm Selbstvertrauen und Sicherheit. Nach diesem Triumph mit einem konventionellen Ski feiert er mit dem Lochski von Fischer zwei weitere Saisonen großartige Erfolge. Und Fischer festigt auf Jahre seinen Ruf als die Nummer eins im Abfahrtslauf, der Königsdisziplin im Alpinen Rennsport.

Weitere Stories 1924-1958