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VOM WAGNERGEWERBE ZUR SKIINDUSTRIE

1932 – 1957

In der Griesgasse 11 wächst die Skiproduktion innerhalb weniger Jahre stark an. Bald arbeiten schon neun Gesellen bei Fischer, 1932/33 fertig man bereits rund 10.000 Paar Ski. Jedes Paar Ski wird damals noch aus einem einzigen Pfosten geschnitten, damit die Elastizität absolut gleich ist.

Josef Fischer will sein Unternehmen weiter vergrößern. 1936 lässt er das alte Gebäude der ehemaligen Wagnerei C. Bauer ganz abreißen und eine neue, noch größere Betriebsstätte errichten. Eine Absauganlage wird eingebaut, der Maschinenpark umfasst eine Bandsäge, eine Fräse, eine Hobel-, eine Schleif- und eine Dickenhobelmaschine. Die Skierzeugung erfolgt arbeitsteilig und weist erste Anzeichen einer Serienproduktion auf – eine Voraussetzung, um größere Stückzahlen produzieren und absetzen zu können. Geliefert werden die Fischer-Ski in den 1930er-Jahren hauptsächlich nach Wien. Kunden sind die GöC als zentrale Einkaufsgesellschaft aller Konsumgenossenschaften, das Sporthaus Mizzi Langer-Kauba oder in Graz das Kaufhaus Kastner & Öhler.

Während des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 läuft die Produktion dank umfangreicher Heeresaufträge weiter. Für das Heeresaufsichtsamt werden weiße Kurzski mit einem grünen Streifen in der Mitte angefertigt. Liegestühle, die für Lazarette benötigt werden, stellt das Unternehmen ebenfalls her. Nach und nach verliert Fischer seine Fachkräfte ans Heer. Erstmals arbeiten Frauen bei Fischer. Mit Kriegsende wird das Innviertel zur amerikanischen Besatzungszone. Amerikanische Soldaten werden bei Fischer einquartiert, sie beschlagnahmen die Produktionsstätten, es gibt aber keine Beschädigungen.

Schon bald nach Kriegsende kann die Produktion wieder aufgenommen werden. Zuerst mit Tretrollern für Kinder, Rodeln und Leiterwagen, die während und auch unmittelbar nach dem Krieg besonders begehrt sind. Sie dienen den Menschen als wichtiges Transportmittel. Aber schon 1947 rückt die Skiproduktion wieder in den Mittelpunkt. In diesem Jahr werden bereits 13.000 Paar gefertigt. Beim ersten Rieder Volksfest nach dem Krieg, ebenfalls 1947, ist Fischer erstmals mit einem eigenen Stand vertreten. Die Ski werden ähnlich einer Kirchenorgel aufgestellt und wie eine Art „Skiorgel“ präsentiert. Auch Tretroller, Leiterwagen und Rodeln werden gezeigt. Für den Hintergrund des Fischer-Standes wird eigens ein Bild mit einer Landschaft und Skifahrern gemalt. Im Winter werden nur Ski hergestellt, in der Übergangszeit von März bis Juli Leiterwagen und Rodeln. Die dafür nötige dauernde Umstellung der Maschinen ist aber zu arbeitsintensiv und unrationell. Die Produktion von Leiterwagen und Rodeln wird deshalb bald eingestellt.

1951 werden weitere Gründe gekauft und zusätzliche Arbeitsräume geschaffen. Die Ski werden jetzt schon eindeutig industriell mit konsequenter Arbeitsteilung und Serienfertigung hergestellt. Die paarweise Erzeugung der Vollski aus ein und demselben Holzpfosten läuft bis etwa 1952. Bereits 1949/50 beginnt mit der schichtweisen Skiverleimung und der Aufstellung von selbstgefertigten Pressen das Zeitalter der Einzelskifertigung. Die folgenden Jahre sind gekennzeichnet durch eine immer geringere Produktion von Vollski und eine immer größere Menge an Schichtenski.

Am 15. November 1957 brennt die Fabrik, es entsteht ein Gesamtschaden von 1,8 Millionen Schilling. Am schmerzlichsten ist der Verlust von 6.500 Paar zumeist Schichtenski im Wert von fast 1,5 Millionen Schilling. Der Brand bricht durch eine Staubexplosion im Staubbunker aus, in den der Staub abgesaugt wird. Eine Ausbreitung des Brandes auf die ganze Fabrik kann die Feuerwehr verhindern. Es wird niemand verletzt, auch der Schaden ist durch eine Versicherung vollständig gedeckt. Der Ausfall der Produktion kann in den Wochen nach der Katastrophe durch Überstunden kompensiert werden. Fischer setzt seinen Erfolgskurs nach dem Brand deshalb weiter fort.

Die Produktionsstätte in der Griesgasse ist in den 1950er- Jahren zu einer beachtlichen Größe angewachsen. Josef Fischer senior treibt die Expansion aber weiter voran. 1957 wird ein weiteres Mal von den Schwestern des angrenzenden Klosters St. Anna ein Grundstück erworben. Das Betriebsareal umfasst damit stolze 8.000 Quadratmeter – eine weitere Ausdehnung in der Griesgasse ist nicht mehr möglich.

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