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Matthieu Tordeur hat das Land der Extreme durchquert

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Matthieu Tordeur hat das Land der Extreme durchquert

Matthieu Tordeur hat sich auf die Expedition seines Lebens eingelassen. Die Zahlen sprechen für sich: Mit 27 Jahren hat er im November 2018 in 50 Tagen 1150 Kilometer auf Ski mit einem 100 Kilo schweren Schlitten im Schlepptau hinter sich gebracht. Damit ist er der jüngste und erste Französische Entdecker, dem der Weg von der Antarktischen Küste zum Südpol gelang – allein auf Ski, ohne Kite und ohne jegliche Unterstützung von außen. Nach seiner Rückkehr spricht er über die Besonderheiten der Antarktis, die speziellen Lebensumstände dort und warum er ab dem ersten Tag seine Ski nicht mehr ausgezogen hat, wenn er nicht im Zelt war.

Wie kannst Du Deine Expedition in kurzen Worten beschreiben?

Ich bin von der Küste der Antarktis gestartet, von einem Punkt namens Hercules Inlet, und bin von dort alleine zum Südpol gegangen. Ohne Hilfe, also ohne Segel, ohne Schlittenhunde, ohne Kraftfahrzeuge. Nur mit meinen Beinen. Ich war auf Ski und völlig unabhängig. Ich habe alles, was ich zum Überleben gebraucht habe, auf einem großen Schlitten gezogen. Es gab kein Essen, das von einem Flugzeug oder anderen Personen entlang meiner Route platziert wurde.

Was ist das Besondere an der Antarktis?

Die Antarktis ist ein schwer zugänglicher Kontinent, so dass bei Problemen sich die Dinge schnell zum Schlechten wenden können. Glücklicherweise hätte ich die Möglichkeit gehabt in einem Notfall ein Flugzeug rufen zu können, um mich zu retten. Aber dieses Flugzeug hätte mich nur abholen können, wenn das Wetter es zugelassen hätte. Die Rettungsmöglichkeit war also nicht garantiert. Bei einem Solotrek in der Antarktis ist man zahlreichen Risiken ausgesetzt. Es gibt Spalten, es gibt manchmal sehr starke Winde, und es gibt natürlich die Kälte. Es gab auch einige heftige Momente, besonders wenn es viel Wind gab und ich mein Zelt aufstellen musste. Das Zelt wirbelt überall herum, also muss man sich darauf werfen oder es sicher auf dem Boden verankern, damit es nicht wegbläst. Denn wenn es das tut, gibt es nichts, was es aufhält. Keine Bäume oder Felsbrocken.

Gab es einen kritischen Moment während der 50 Tage?

Am ersten Tag hatte ich große Angst, als ich in ein Loch fiel. Ich fiel bis zu meinen Hüften hinein und ich musste wirklich vorsichtig sein, denn als ich fiel, habe ich gleich gemerkt, dass da nicht viel unter meinen Füßen war. Also habe ich mich vorsichtig aus dem Loch gewunden. Es geschah, weil ich meine Ski ausgezogen hatte. Und wenn man das tut, wird Dein Gewicht nicht mehr auf die 2 Meter der Ski verteilt, sondern nur noch auf Deine 2 Füße, so dass man viel eher in ein Loch oder eine Spalte fällt. Glücklicherweise habe ich es geschafft aus dem Loch herauszukommen und danach habe ich meine Ski nie wieder ausgezogen. Das war wahrscheinlich der Moment, in dem ich am meisten Angst hatte – und das war gleich am ersten Tag.

Wie waren die Lebensumstände unterwegs?

Nun, du hast die schönste Landschaft der Welt für dich allein, denn es gibt niemanden sonst, und das ist toll. Aber die Lebensbedingungen sind ziemlich spartanisch. Du wohnst in einem Zelt, das sich über Dir zusammen duckt. Es gibt keine Dusche, kein Trinkwasser. Oder besser gesagt, kein fließendes Wasser. Ich habe mein Wasser durch das Schmelzen von Schnee gewonnen. Es ist also wie eine extreme Form von Camping. Ich war 60 Tage ohne Dusche unterwegs, da ich mich während der Hin- und Rückfahrt nicht gewaschen habe. Ich habe meine Unterwäsche und mein Hemd nur einmal gewechselt.

Wie konntest Du es verhindern, aufzugeben?

Es war immer taghell, 24 Stunden am Tag. Und es war nicht so kalt wie im Winter. Die Temperaturen können auf -30°C oder -40°C sinken, aber im Winter können sie bis auf -80°C sinken.

Wie hält man durch, wenn jeder Tag wie der letzte ist, wenn die Landschaft monoton ist und es einem wirklich kalt ist?

Es ist definitiv nicht einfach, aber ich habe einige kleine Techniken benutzt, die oft ziemlich einfach waren. Ich habe mir sehr kurzfristige Ziele gesetzt. Manchmal habe ich mir selbst gesagt: "Ich werde mir noch zwei oder drei weitere Lieder anhören, bevor ich ein Stück Schokolade esse." Ich habe wirklich versucht, meinen Verstand so gut wie möglich zu beschäftigten, um weiter gehen zu können und mir nicht zu viele Fragen zu stellen.

Fotos: © Matthieu Tordeur

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