Skitourenbindungen: Arten und Techniken im Überblick

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Skitourenbindungen: Arten und Techniken im Überblick

Das Skitourengehen ist inzwischen in aller Munde und bei alten und jungen Wintersportlern eine begehrte Freizeitbeschäftigung. Training, Naturerlebnisse und Action können dabei miteinander verbunden werden. Du überlegst, dir auch eine Skitourenausrüstung zu kaufen oder möchtest dir eine neue zulegen? Dann wird dich vor allem die Frage nach der richtigen Skitourenbindung beschäftigen. Wir geben dir einen Überblick über die Arten von Skitourenbindungen am Markt und verraten dir, welche die richtige für deinen persönlichen Fahrstil ist.


Rahmenbindungen vs. Pinbindungen

In den letzten Jahren haben sich vor allem zwei Lager gebildet: Die einen loben die Leichtigkeit von Pinbindungen bzw. Tech-Bindungen, die anderen schwören auf die Sicherheit der Rahmenbindung. Damit sind schon die zwei wesentlichen Faktoren genannt, die beim Kauf einer Skitourenbindung meist eine Rolle spielen.

Während beim Aufstieg die Leichtigkeit des Equipments relevant wird, ist die Sicherheit bei der Abfahrt ein wichtiges Kriterium. Ein Mix aus beiden ist ideal, denn so kann der Tourengeher Vertrauen in die Ausrüstung haben und die Skitour mit allen Sinnen so richtig genießen.


Was ist eine Rahmenbindung?

Die Rahmenbindung sieht auf den ersten Blick gar nicht so anders aus als die Bindung deines Alpinskis? Stimmt auch, denn Rahmenbindungen sind für fast alle Skischuhe geeignet. Der Einstieg funktioniert wie beim Alpinski und funktioniert ohne besondere Kenntnisse. Die Skischuhe werden ganz einfach in die Bindung gedrückt. Der Skischuh wird vorn und hinten „eingerahmt“.

Im Aufstieg klemmt der Schuh in den Vorder- und Hinterbacken an der Plattform, wobei hinten durch eine Umstellung an der Bindung ein Anheben möglich wird. Beim Gehen wird die komplette Bindungseinheit mit dem Schuh zusammen angehoben. Je nach Gewicht der Bindung kann das dann zum Nachteil werden, dazu aber später.


Was ist eine Pinbindung bzw. Tech-Bindung?

Seit im Jahr 2012 das Patent für die Pinbindung ausgelaufen ist, hat sich einiges am Markt getan und inzwischen gibt es Skitourenbindung für jeden Fahrstil. Bevor wir dir die Charakteristika der Tech-Bindung in Sachen Funktionalität und Sicherheit näherbringen, möchten wir dir erst erklären, was eine Pinbindung überhaupt ist.

Das kurze englische Wörtchen „pin“ bedeutet so viel wie „Zapfen“ und genau die sind es, die der Rahmenbindung seit den 80er-Jahren echte Konkurrenz machen. Die damals verwendeten schwereren Metalle ließen den Erfinder der Pinbindung kreativ werden. Der Rahmen fehlt bei dieser Technologie komplett, dafür wird der Schuh durch zwei „Zapfen“ am Vorderbacken gehalten. Beim Einsteigen rasten diese seitlich in den Schuh ein.

Während der Tour ist der Schuh vorne fixiert, ein natürliches Abrollen ist auf Grund der Position des Drehpunktes gut möglich. Der Tourengeher muss nur den Schuh heben, der Hinterbacken bleibt am Ski. Bei der Abfahrt wird der Skischuh zusätzlich hinten fixiert


Funktionalitätsunterschiede der Skitourenbindungen

Die Funktionalitätsunterschiede der beiden Bindungsarten zeigen sich schon beim Einsteigen in die Bindung. Während bei der Rahmenbindung keine besonderen Kenntnisse erforderlich sind, braucht es bei der Pinbindung nicht nur das nötige Know-How für die Technologie des Ganzen, sondern auch einen Untergrund, der das Einsteigen ermöglicht. Im Steilhang oder im Tiefschnee wird das Einrasten mit dem Skischuh nämlich manchmal zur Geduldsprobe. Neidisch fallen dann die Blicke auf jene Skitourengeher mit Rahmenbindungen. Haben diese den Gipfel erst einmal erklommen, dann wird bei der Rahmenbindung ganz einfach der Hebel für den „Skimodus“ umgelegt. Einer actionreichen Fahrt steht damit nichts mehr im Weg, denn Rahmenbindungen haben oft einen Z-Wert über 10.

Auch bei der Abfahrt selbst gibt es Funktionalitätsunterschiede: Die Pinbindung kann durch die Umstellung an den Hinterbacken in den Fahrmodus gebracht werden. Der Auslösungsmechanismus funktioniert dabei anders als bei der Rahmenbindung. Er muss am Vorderbacken manuell ein- und ausgestellt werden. Bei der Abfahrt ist dieser selbstverständlich an, um bei einem Sturz ein Drehen des Fußes zu verhindern und die Verletzungsgefahr zu minimieren.

Beim Aufstieg ist eine Auslösung deaktiviert, man hängt vorne fest an den Pins. Fällt man oder kommt, wir sprechen jetzt vom Worst-Case, in eine Lawine, kann das unter Umständen negative Folgen haben. Durch das Gewicht an den Beinen könnte der Skifahrer bei einer Lawine nach unten gedrückt werden – man spricht dabei von der „Anker-Wirkung“. Diese kann aber auch durch die falsche Verwendung der Skistöcke verursacht werden – bei Skitouren abseits der Piste sollest du nie in die Griffschlaufe greifen!


Sicherheit der Skitourenbindung

Im Zusammenhang mit der Skitourenbindungen muss vor allem das Stichwort „Sicherheit“ fallen: Vorne sind Pinbindungen sehr steif, ein guter Halt ist dort möglich, hinten entsteht durch den drehbaren Mechanismus für die Steighilfen aber oftmals ein seitlicher Spielraum nach links und rechts. Wenn viel Druck entsteht, ist die Kraftübertragung einfach schlechter als bei der Rahmenbindung und der Sicherheitsaspekt bei einem Sturz kann dann darunter leiden. Der deaktivierte Auslösemechanismus erhöht beim Aufstieg das Verletzungsrisiko, vor allem im Worst-Case, wie wir bereits beschrieben haben.

Auch bei actionreichen Abfahrten im Tiefschnee mit Sprüngen wird die Rahmenbindungen den Schuh an der richtigen Position halten – hohe Z-Werte ermöglichen viel Schneespaß. Aber die Pin-Bindungen sind in den letzten Jahren immer sicherer geworden. Man muss also keine Angst haben, denn: bevor eine Bindung, egal welcher Art, verkauft werden darf, wird sie natürlich getestet.


Kauf einer Skitourenbindung: Darauf sollte man achten

  • TÜV-Zertifizierung
  • Kompatibilität mit dem Schuh und den Harscheisen: Wenn du bereits Schuhe und Harscheisen besitzt, solltest du im Verkaufsgespräch darauf hinweisen.
  • Fahrstil: Es sollte vor dem Kauf überlegt werden, für welche Bedingungen der Ski verwendet wird. Prinzipiell ist die Pinbindung für entspannte Touren und actionreiche Tiefschneeabfahrten sehr gut geeignet. Nur wenn man risikoreiche Sprünge machen möchte, ist die Rahmenbindung die bessere Wahl.
  • Z-Wert: Dieser gibt an, bei welchem Kraftimpuls der Ski den Schuh automatisch auslöst. Bei manchen Modellen kann der Z-Wert individuell eingestellt werden. Rahmenbindungen haben in der Regel höhere Z-Werte als Pinbindungen.
  • Kraftübertragung: Um die ideale Kraftübertragung zu erreichen, sollte Standhöhe des Schuhs und der Drehpunkt des Schuhs auf der Plattform im Vorderbacken beachtet werden. Generell gilt: Je niedriger die Standhöhe und je weiter der Drehpunkt hinten liegt, desto besser wird die Kraft übertragen.
  • Gewichtunterschiede: Die Gewichtunterschiede sind heute nicht mehr extrem, sollten aber trotzdem beachtet werden. Was beim Preis gespart werden kann, wird beim Gewicht draufgepackt: Die Rahmenbindungen sind schwerer als Pinbdinungen, wobei hier je nach Modell unterschiedliche Gewichtsklassen gefunden werden können.

Die wichtigsten Faktoren haben wir dir vorgestellt, aber welche ist nun die richtige für dich? Die nachfolgende Tabelle gibt dir eine Übersicht über die verschiedenen Eigenschaften von Skitourenbindungen.


RahmenbindungPinbindung/Tech-Bindung
  Einstieg  + sehr leicht möglich, guter Komfort  - braucht Übung, im Tiefschnee oder Steilgelände eher schwer
  Schuhkompatibilität   + leicht anpassbar  - eher Kompatibilitätsprobleme
  Standhöhe  - eher höher - geringere Kraftübertragung  + eher niedriger - höhere Kraftübertragung
  Abrollbewegung  - natürliche Abrollbewegung erschwert;  + natürliche Abrollbewegung gut möglich;
   - Hinterbacken muss mitgehoben werden;  + Hinterbacken muss nicht mitgehoben werden;
  Sicherheit im Aufstieg  + gute Sicherheitslösung;  - fehlende Sicherheitslösung am Vorderbacken;
  im Worst-Case einer Lawine oder bei Sturz problematisch
  Abfahrt  + gute Kraftübertragung bei sämtlichen Bedingungen;   - bei eisigen und harten Bindungen ist der Verlust der Kraftübertragung ein Nachteil;  
  Sicherheit in der Abfahrt    + sehr sicher auf Grund der verbauten Auslösetechnologie   +/- sicher, aber mögliches Problem:
  Auslösekraft lässt sich meist nicht individuell einstellen
  Gewicht  - Generell schwerer, da der Rahmen vom Tourengeher mitgehoben werden muss.    + Sehr leichte Bindungen, teilweise sogar nur 170g schwer.

Eigenschaften von Skitourenbindungen im Überblick:

Es gibt inzwischen sämtliche Modelle bei Rahmenbindungen und viele verschiedene Pinbindungen von sämtlichen Herstellern. Die Tabelle zeigt also nur die Tendenz der beiden Arten an:


Fazit: Rahmenbindung oder Pinbindung?

Wie du vielleicht gemerkt hast, ist die Wahl gar nicht so leicht, die Vor- und Nachteile der beiden Technologien halten sich die Waage. Abschließend können wir dir nur raten, beide Bindungen im Rahmen einer Fachberatung zu testen und dann die einzelnen Faktoren für dich persönlich durchzudenken. Die zwei Aspekte Bedienbarkeit und Sicherheit werden subjektiv wahrgenommen und die Entscheidung kann dir auch keine Fachberatung abnehmen. Wichtig ist, dass du deinem Equipment vertraust, nur dann wirst du Spaß daran haben.

Sicherheit und/oder Leichtigkeit: Beides wird inzwischen in der Herstellung verbunden, wie zum Beispiel in der Rahmenbindung Ambition oder in der Pinbindung Tour Classic. Beide sind für Allround-Skifahrer zu empfehlen und im Endeffekt entscheidet die persönliche Vorliebe, welche Skitourenbindung gekauft wird.