Was geben diese Latten her?

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Was geben diese Latten her?

Die Offtrack Ski sind Thomas Ulrich so gut wie an die Füße gewachsen. Der Abenteurer aus der Schweiz war damit schon Tausende von Kilometern unterwegs, meistens in der Arktis, am Nordpol, in Grönland oder sonst wo im unendlichen Schnee und Eis. Die Skatingski nimmt er weit weniger häufig aus dem Schuppen. Doch an diesem Wintertag im Berner Oberland gehören sie mit zur Ausrüstung. Thomas will mit einigen Kindern das ganze Spektrum ausloten, das die schmalen Latten hergeben: Die kleinen Langläufer möchten ihm zeigen, was für sie den Spaß der Sportart ausmacht, Thomas wiederum will sie auf eine Mini-Expedition abseits der Loipe mitnehmen, dorthin, wo er am liebsten seine Herausforderungen sucht.

Gadmen liegt in einem Bergtal, das im Winter einen besonderen Zauber ausübt. Dann herrscht nämlich Wintersperre oben am Sustenpass und der Verkehr beschränkt sich auf ein paar Einheimische und einige Outdoor-Enthusiasten. Die Loipe ist abwechslungsreich und vielseitig und gleich am Loipenrand beginnt das, was man zumindest in der Schweiz noch als Wildnis bezeichnen kann. In diese fantastische Landschaft gehören auch die Wendenstöcke, jene imposanten Felswände, die aussehen, wie die Dolomiten und einige richtig schwierige Kletterrouten beherbergen. Thomas Ulrich hatte als junger Kletterer viele Tage in diesen Wänden verbracht und sich viel von dem Wissen angeeignet, das es ihm in späteren Jahren erlaubte, einige der anspruchsvollsten Expeditionen durchzuführen, die sich ein Mensch überhaupt ausdenken kann.

"Warst du wirklich mit diesen Ski am Nordpol?", fragt Lars, der kleine Hobby-Norweger, und deutet ungläubig auf die grünen Ski, die Thomas aus dem Auto nimmt. Es ist Schichtwechsel – die Skatingski verschwinden im Kofferraum, heraus kommen die Abenteuer-Latten. Die zwei Stunden zuvor hatte Ulrich mit Lars, Emma und Tim die Loipen abgespult, kleine Wettläufe und vor allem Abfahrtsrennen veranstaltet. Bergab ist Thomas, der in der Jugend Skirennen fuhr, nicht so leicht abzuschütteln, bergauf kommt er hingehen ordentlich ins Schnaufen. "Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht, eigentlich ein Fehler!", sagt er nach der Skating-Session. Wenn er sich jeweils auf seine langen Expeditionen vorbereitet, gehört Langlaufen zum festen Programm. Doch, meint Thomas und lacht, habe er vermutlich in technischer Hinsicht noch Luft nach oben. Ganz anders auf den Offtrack Ski – da fühlt sich Thomas pudelwohl und keiner macht ihm so schnell etwas vor. "Diese Ski gehören einfach zu mir", sagt er, "ich kann die Tage gar nicht mehr zählen, die ich schon auf ihnen durch die Welt marschiert bin."

Thomas hat verschiedene Offtrack-Modelle dabei und bald einmal ist ausgemacht, wer mit welchen Ski startet, dick oder dünn, länger oder kürzer. Los geht‘s querfeldein, da hin, wo man Lust hat, durchs Unterholz, den Steilhang hinauf oder dem Bach entlang – egal, was gerade kommt. Emma ist begeistert, die Schuhe seien bequem, die Ski leicht und wendig, nicht zu vergleichen mit einer schweren Skiausrüstung. Tatsächlich kann man dank der Offtrack Crown Steighilfe überall durchspazieren egal, ob es auf- oder abwärts geht. Notfalls lassen sich sogar noch Felle aufziehen, die noch mehr Grip ermöglichen. Thomas liefert den Kindern gleich einen kurzen Vortrag mit zur Geschichte des Skisports. So wie sie jetzt unterwegs seien, erklärt er in einer Pause, das sei der Ursprung des Skifahrens, die natürlichste Fortbewegung auf Schnee. Schließlich habe seinerzeit schon der alte Polfahrer Nansen, auf dessen Spuren Ulrich bis ans Ende der Welt und wieder zurück gewandert ist, ähnliche Ski verwendet. Und dann erst das Telemarkfahren! «Die eigentliche Kunstform des Skifahrens», schwärmt er und zaubert einen eleganten Schwung in den Schnee. Das will nun natürlich probiert sein, doch nicht bei allen funktioniert es auf Anhieb. Lars erfindet eine leichte Abänderung des Telemark-Schwungs, den "Hängemark", wobei darauf zu achten ist, dass man mit dem ganzen Körper Bodenkontakt hat. 😊

Zum Schluss muss natürlich auch das Schanzenspringen noch ausprobiert sein und zwar in allen seinen Varianten. Tim entdeckt einen weiteren Vorteil der Offtrack Ski: Im Vergleich zu den "normalen" Langlaufski scheinen sie deutlich mehr Sprungvolumen auszuhalten. Er hat jedenfalls schon ein Paar seiner Lieblings-Langlaufski zu Schrott geritten, weil er einer Schanze am Loipenrand nicht widerstehen konnte. Am Ende des Tages wärmen sich die kleinen und großen Abenteurer am Feuer im Bachlauf wieder auf und stillen den ärgsten Hunger. Thomas zeigt hinauf zu den Felswänden, erklärt Routen und Gipfel, Geschichten von Langlaufrennen, missglückten Sprüngen und Eisbären machen die Runde. Und alle sind sich einig: Das Wichtigste ist einfach unterwegs zu sein.

Fotos: David Birri