Reise in die Arktis

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Reise in die Arktis

Fischer-Athletin Sophia Schwartz erzählt, warum die Reise nach Nordalaska so viel mehr war, als nur den zweithöchsten Berg der Region hinunterzufahren.

Von links nach rechts: Sarah Carpenter, Sophia Schwartz, Kit DesLaurieres, Jim Morrison

Geschrieben von Sophia Schwartz

Im April 2022 schloss ich mich einer Expedition an, deren Route so weit wie nur möglich in die arktische Wildnis im Norden Alaskas führen sollte. Die Mission bestand aus zwei wesentlichen Teilen: den Mt. Hubly, einen Berg in der Brooks Range, als erste Menschen überhaupt mit Ski zu besteigen und dann auf Ski die gesamte Küstenebene zu durchqueren und schneewissenschaftliche Forschung zu betreiben, um damit den Kampf zum Schutz der Arktis vor Ölbohrungen bestmöglich zu unterstützen.

Ich freute mich sehr darauf, Teil einer Mission zu sein, die Skibergsteigen und Wissenschaft kombiniert. Unsere Teamkapitänin war Kit DesLauriers, eine absolut erfahrene Skibergsteigerin. Sie stellte ein tolles Team aus Jim Morrison, Sarah Carpenter und mir zusammen, das sie bei diesem Abenteuer begleiten sollte. Ich war eindeutig in der Rolle des Neulings und fühlte mich glücklich und geehrt, Teil einer solch legendären Crew zu sein.

Sophia und Kit packen ihre Sachen am Okpilak Lake

Der Mt. Hubley ist der zweithöchste Gipfel der abgelegenen Brooks Range. Unser Team wurde mit einem Buschflugzeug am Okpilak Lake abgesetzt, dann ging es etwa 7 Meilen mit Schlitten den Flusslauf hinauf zu unserem Basislager. Am nächsten Morgen ließen wir die Schlitten stehen und packten unsere Rucksäcke voll, um durch eine steile und enge Schlucht zum Fuß des Mt. Hubley zu kommen. Wir kuschelten uns für eine kurze Nacht in unsere Zelte, um noch ein wenig Ruhe vor dem Gipfeltag zu bekommen. Der frühe Morgen war klirrend kalt, wir stiegen mit Skiern den Gletscher hinauf und wechselten am Fuße des Couloirs auf Steigeisen. Insgesamt war es ein schwerer und langer Aufstieg.

Sophia und Kit besteigen den Mt. Hubly

Die Aussicht vom Mt. Hubley auf ein endloses Meer von Bergen war atemberaubend. Blaues Eis überzog den Gipfel direkt gegenüber und ich war froh, dass wir wenigstens Schnee (und sei er auch noch so fest gefroren) hatten, um wieder hinunterzufahren. Um ehrlich zu sein, liebe ich glatten, eisigen Schnee. Meine Fischer Transalp-Skikanten waren gerade stark genug, sich in den harten Schnee zu beißen und mir ein sicheres Gefühl zu geben. Sprungschwünge durch die No Fall-Zone verbinden mich mit dem Berg. Ich bin voll und ganz präsent und demütig im Moment. Das ganze Team hatte ein Lächeln im Gesicht, als wir wieder nach unten fuhren. Drei Zentimeter Schnee bedeckten den Gletscher und das sanfte Terrain ließ uns freudig jubeln und lachen, als wir zum Basislager hinunterglitten. Wir genossen es, denn wir wussten, dass der zweite Teil der Reise aus vielen flachen Touren bestehen würde.

Sophia Schwartz fellt ihre Transalp Ski auf

Am Mt. Hubley und in den umliegenden Gebieten gab es nicht viel Schnee. Die Minustemperaturen von 40 Grad und das trockene Klima sorgten für harte Winterbedingungen, aber nicht für endlose Meter Pulverschnee. Während es oben genug Schnee zum Rutschen gab, mussten wir unten über Felsen und geschmolzene Stellen zum Okpilak Lake zurückfahren. Für viele wäre der fehlende Schnee ein Grund, woanders hinzufahren. Für uns war der fehlende Schnee jedoch der eigentliche Grund, warum wir hier waren.

Kit Delauriers sondiert, um die Schneehöhen zu ermitteln.

Um den Boden nicht zu beschädigen, haben die Aufsichtsbehörden des Landes haben eine durchschnittliche Schneehöhe von 22 Zentimetern als notwendig deklariert, bevor Industriemaschinen über die Tundra fahren dürfen. In der Einsamkeit der Arktik bedeutet dies also, dass Maschinen zur Ölförderung eingesetzt werden. Im Jahr 2017 wurde die Arktis durch das Steuererleichterungsgesetz für Bohrungen geöffnet und die Verpachtung des Landes an Ölkonzerne angeordnet.

Bei ihren früheren Besuchen in der arktischen Wildnis hatte Kit eine minimale Schneemenge in diesem Gebiet festgestellt. Wir kehrten zurück, um das, was sie gesehen hatte, wissenschaftlich zu bestätigen. Wir hofften, dass die Auswirkungen der Daten den Einsatz von Industriemaschinen ausschließen und das Land schützen würden.

Zelte in der Arktis

Um Daten zu sammeln, zogen wir unsere Schlitten 55 Meilen durch die flache Tundra bis zur Beaufortsee. Alle 7 Meilen hielten wir an und gruben ein Loch, sondierten die Schneehöhe und analysierten die Schneedecke. Unsere Messungen tragen dazu bei, dass Klimaforscher, die dieselbe Arbeit durchführen, zusätzliche Datenpunkte aus einigen abgelegenen Gebieten erhalten.

Die Tage waren lang und hart: Aufwachen und sich zusammenzureißen, aus dem warmen Schlafsack zu kriechen. Die Bärensäcke holen, in denen das Frühstück aufbewahrt wurde (ach ja... erst nach Eisbären Ausschau halten) und die Öfen anheizen. Das Lager abbauen und die Schlitten beladen. Sich in Bewegung setzen und den Boden absuchen, auch um seine Zehen wieder aufzuwärmen. Eine Stelle für die nächste Schneeprobe finden und im peitschenden Wind graben, sondieren und messen. Weitergehen, Lager aufschlagen, essen, einseifen, ausspülen und alles wieder von vorne.

Sophia Schwartz quert die Ebenen der Arktis

Doch die harte Arbeit hat sich gelohnt. Die Gegenseitigkeit, die Berge zu genießen und für ihren Schutz zu arbeiten, überstrahlte jeden Gipfel. Der Zauber der Arktis liegt in den Karibu-Spuren, den Eisflüssen und der extremen Stille. Es sind auch die Momente, in denen wir mit unseren Teamkollegen lachen.

Unsere Rolle war eine kleine - wir standen auf den Schultern der Gwich'in, die dieses Land ihr Zuhause nennen und die wahren Meister der Arktis sind. Wir sind gekommen, um sie bestmöglich zu unterstützen, aber noch mehr müssen wir all die anderen ehren, die diesen Kampf anführen.

Wir müssen alle zusammenarbeiten, ob beim Skifahren in den Küstenebenen oder an den Wahlurnen!

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