Im kanadischen Canmore herrschten so extrem eisige Bedingungen, dass die Wettkämpfe in den letzten Tagen mehr als auf der Kippe standen. Bis zu -37°C zeigte das Thermometer noch vor wenigen Tagen an, heute war mit -14°C der mit Abstand wärmste Tag, so dass die Einzelrennen stattfinden konnten - in verkürzter Form und später als ursprünglich geplant. Absolviert wurde heute bei Damen und Herren erstmals ein "Short Individual", das Anfang der Saison im IBU-Cup für schwierige Wetterbedingungen getestet worden war. Mit den kürzeren Runden von nur drei Kilometer Länge sparten die Herren eine lange Abfahrt ein, wo die Temperaturen noch 4°C unter dem Rest der Strecke lagen. Die Strafzeit pro Fehlschuss lag nur bei 45 Sekunden. Gänzlich unbeeindruckt von der Kälte zeigte sich Johannes Thingnes Bø am Vortag, der von einer Absage gar nichts hielt: "Ich laufe lieber bei -30°C, als dass das Rennen abgesagt wird!" Andere hatten weit größere Bedenken wegen möglicher Gesundheitsrisken, die vor allem die Franzosen Simon Fourcade (FRA) und Justine Braisaz (FRA, Fischer Ski, Bindungen und Schuhe) äußerten: "Diese Kälte ist gefährlich für die Lungen!" Aber Kaisa Mäkäräinen (FIN, Fischer Ski, Bindungen und Schuhe), die sich im heimischem Lappland schon oft die Finger verfroren hat, nahm die Bedingungen ganz locker: "Man muss nur positiv denken und an den Sonnenschein denken, dann passt das schon!" - Tiril Eckhoff hatte sogar ein Alternativprogramm parat: "Zumindest kann man hier gut shoppen, falls die Rennen ausfallen!"
Im Short Individual der Herren über 15 Kilometer ging der Sieger mit der Startnummer sechs ins Rennen: Johannes Thingnes Bø. Der Norweger ging das Rennen unbeeindruckt von der Kälte so schnell an, dass ihm seine Betreuer schon nach der ersten Runde signalisierten, dass er deutlich vorne liegt. Mit vier fehlerfreien Schießen, was außer ihm heute nur zwei anderen Athleten gelang, war der Norweger in dieser Saison ohnehin unschlagbar. Mit 2:12 Minuten Vorsprung auf Vetle Sjåstad Christiansen (NOR), der zwei Strafzeiten a 45 Sekunden bekam, ist sein Vorsprung wieder einmal so beeindruckend, dass er schon mit Startnummer sechs im Ziel jubelte. "4x0 ist sehr, sehr gut", gab er nach dem Rennen zu, erklärte aber, dass er auch Probleme hatte: "Ich hatte einen schweren Start heute, nach der ersten Runde musste ich etwas ruhiger machen, weil ich das Tempo sonst nicht durchgehalten hätte. Aber ich habe dann auch schon gehört, dass ich einen großen Vorsprung habe. Dann habe ich mich zwei Runden an jemanden drangehängt - Danke an Arnd Peiffer! Die letzte Runde habe ich dann wieder allein geschafft. Heute hat mich die Kälte nicht gestört, aber das kann sich morgen ändern. Ich werde mich wieder auf ein kaltes Rennen vorbereiten und hoffen, dasss es wieder gut läuft." Alexander Loginov schaffte es als Dritter erneut einen Podestplatz nach zwei Schießfehlern. Lars Helge Birkeland (NOR, Fischer Ski, Bindungen und Schuhe) verpasste das Podium als Vierter knapp. Peppe Femling (SWE, Fischer Ski, Bindungen und Schuhe) schaffte als Neunter nach fehlerfreiem Schießen seit mit Abstand bestes Weltcupresultat.
Für die Damen waren 12,5 Kilometer zu bewältigen und es entwickelte sich ein spannender Vierkampf um die ersten Plätze, aus dem sich Ingrid Landmark Tandrevold (NOR, Fischer Ski, Bindungen und Schuhe) mit einem Fehler und 45 Sekunden Strafzeit im letzten Schießen verabschiedete und schließlich Fünfte wurde. Ihre Teamkollegin Tiril Eckhoff lief ihr bestes Rennen nach langer Zeit. In dieser Saison waren die zwölften Plätze von Antholz (ITA) ihre besten Resultate, der letzte Sieg liegt fast genau ein Jahr zurück. Nach dem letzten Schießen lag sie als Dritte noch zehn Sekunden zurück, hatte aber als einzige Athletin des Spitzentrios eine Strafzeit zu verkraften, so dass sie eindeutig schneller unterwegs war und den Rückstand mit einer schnellen Schlussrunde sogar noch in zehn Sekunden Vorsprung umwandelte vor Davidova (CZE) und Vittozzi (ITA). "Ich weiß nicht, warum wir Norweger hier so gut sind. Ich glaube, wir haben ein gutes Team und genießen es, in Kanada zu sein. Vielleicht hat die Höhe in Antholz geholfen, wir hatten ein gutes Trainingscamp dort, obwohl jeder mal etwas krank war. Ich habe versucht, auf der letzten Runde alles zu geben und noch Extrakraft zu mobilisieren. Ich hoffe, ich kann auf diesen Leistungen hier aufbauen und hoffe, dass ich auch bei der WM so gut schieße wie heute", meinte Eckhoff. Anastasiya Kuzmina (SVK, Fischer Ski, Bindungen und Schuhe) kam mit drei Schießfehlern als Achte in die Wertung vor Laura Dahlmeier (GER, Fischer Ski, Bindungen und Schuhe) und Julia Schwaiger (AUT, Fischer Ski, Bindungen und Schuhe), die nach fehlerfreier Schießleistung ihr bestes Weltcupresultat realisierte.
